Am 21.März 2023 las die Autorin von „Plötzlich hieß ich Sara“, Halbjüdin und aufgewachsen in Hohen Neuendorf, aus ihrer bewegenden Lebensgeschichte vor. So erfuhren zwei achte Klassen der Deutschlehrerin Frau Willenbrock, die die Lesung organisiert hatte, aber auch weitere interessierte
Schüler:innen, Kolleg:innen und Vertreter:innen der Presse in der prall gefüllten Bibliothek u.a. ganz konkret, wie Frau Winkelmann nach der Reichsprogromnacht 1938 nur knapp den SA-Leuten, die ihre jüdische Schule bedrängten, entkommen konnte. Auch bei weiteren Gelegenheiten bedurfte es einiger Zufälle sowie der Entschlossenheit mutiger Mitmenschen, um versteckt in einer Gartenlaube die von ständiger Angst geprägte Nazizeit zu überleben.
Diese Botschaft, dass das Verhalten jedes Einzelnen einen Unterschied macht, wenn Vorurteile und Propaganda verbreitet werden, war der Zeitzeugin wichtig und in Frau Willenbrocks achten Klassen zuvor bei der Lektüre von „Es geschah im Nachbarhaus“ (Willi Fährmann) thematisiert worden. Frau Winkelmann, geb. Jacks, die 2022 für ihr langjähriges Engagement das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen hatte, beeindruckte durch ihre trotz des hohen Alters ungebrochene Präsenz, war offen für alle Fragen und hinterließ einen bleibenden Eindruck bei dem jungen Publikum. Dank der Verfilmung des Gesprächs durch Finn & Ian Buchwald stehen diese Eindrücke auch nachfolgenden Jahrgängen zur Verfügung.
Frau Winkelmanns weitläufige Verwandtschaft war zum Ende des Krieges auf nur noch vier Personen dezimiert worden. In fußläufiger Entfernung von der Schule befinden sich Stolpersteine für ihren Vater Herrmann Jacks (Erdmannstraße 4) und ihre Großeltern Ernestine und Georg Jacks (Birkenwerderstraße 16).